Nach drei bis vier Motorbootpraxiseinheiten von jeweils circa 1,5 Stunden sollte man soweit sein, um die Motorbootprüfung antreten zu können. Zuvor muss jedoch zwingend die Theorieprüfung erfolgreich abgelegt und die Prüfungsgebühr entrichtet worden sein.
Die Anmeldung zur Prüfung am Landratsamt Friedrichshafen nimmt normalerweise die Segelschule vor, da es üblicherweise mehrere Schüler gibt, die die Prüfung am selben Termin absolvieren möchten.
Zur Prüfung muss ein Ausweis und der Durchschlag der bestandenen Theorieprüfung vorgelegt werden. Letzterer kann vom Prüfer als Nachweis für die bereits bestandenen Theorieprüfung eingefordert werden. Bei mir wollte er ihn jedoch nicht sehen, da im Normalfall schon bei der Anmeldung überprüft wird, ob man zur praktischen Prüfung überhaupt zugelassen ist. Man sollte dennoch den Theorietermin wissen. Dies wird im Bewertungsbogen eingetragen und hilft dem Landratsamt bei der Zuordnung des Schülers.
Neben dem Prüfer sind auf dem Boot noch die Schüler und ein Verantwortlicher der Segelschule, meist ein Ausbilder, der die Berechtigung zum Führen des Prüfungsbootes hat, anwesend. Die Prüfer haben erfahrungsgemäß einen sehr engen Zeitplan, weil sie viele Segelschulen prüfen, so dass nicht selten drei Schüler auf dem Boot sind. Einer lenkt das Boot, der zweite macht Knoten und der dritte beantwortet des Prüfers Fragen zur Navigation, falls dies mitgeprüft wird.
Die Prüflinge sollten schon an Land schauen, von wo der Wind kommt, so dass sie gleich verinnerlichen können (wenn der Wind nicht dreht), aus welcher Richtung sie beim späteren “Boje über Bord” Manöver auf die Boje bzw. den Fender zufahren müssen.
Beim Anlegen an den Steg sollte man beachten, dass sich gegebenenfalls mehr Personen auf dem Prüfungsboot befinden als bei den Übungsstunden, so dass das Boot nach dem Auskuppeln beim Anfahren an den Steg etwas träger ist und man etwas früher einschlagen und Rückswärtsschub geben sollte. Dies ist jedoch auch von den Wetterbedingungen abhängig.
Wenn zusätzlich die Knoten sitzen und man seine nautischen Kenntnisse vorweisen kann, sollte die Prüfung kein Probleme darstellen.
Typische Fehler, die zu einem Nicht-Bestehen der Prüfung führen können, sind:
- Der Steg wird beim Anlegen gerammt
- Der Propeller des Motors schrammt den Steg beim Ablegen
- Beim “Boje über Bord” Manöver wird der Motor zum Über-Bord-Gegangenen gedreht
- Es wird Gas gegeben während sich die im Wasser befindliche Boje in der Nähe des Motors befindet
- Der Abstand zwischen Boot und Steg beim Anlegen ist zu groß
- Knoten werden nicht beherrscht
Es sei noch gesagt, dass die Prüfer nach meiner Erfahrung keine Unmenschen sind. Wenn aufgrund von äußerer Umständen wie einem ungewöhnlichen Seegang oder aufgrund der allgemeinen Prüfungsnervosität ein Manöver nicht hundert Prozent sitzt, dann wird er Prüfer dadurch niemanden durch die Prüfung fallen lassen.
Am Ende der Prüfung bekommt der Prüfling einen Durchschlag der vom Prüfer ausgefüllten Prüfniederschrift. Hier sind die Ergebnisse inklusive des nautischen Zusatzteils, falls geprüft, verzeichnet.
Für viele wie für mich ist der Motorbootführerschein nur eine Zwischenstation zum Segelpatent. Im nächsten Artikel geht es um die praktische Segelausbildung.