Das Bodenseeschifferpatent und der Segelunterricht

Bevor es mit dem Segelunterricht los geht, stellt sich die Frage, ob man die Segelstunden kompakt in einem Wochenkurs oder aber ein- bis zweimal abends über die Wochen verteilt nehmen möchte. Die Vor- und Nachteile liegen auf der Hand:
Beim Wochenkurs hat man, wenn alles gut läuft, innerhalb einer Woche die Prüfungsinhalte erlernt und kann im Anschluss die Prüfung ablegen. Somit erhält man in einer kurzen Zeit das Bodenseeschifferpatent. Meine Erfahrung im hiesigen Sommer 2019 war auch, dass der Wind meist am Morgen oder frühen Nachmittag kräftiger weht als am Abend. Dies spricht auf für den Wochenkurs.
Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass man eine Woche seines Urlaubs für den Segelunterricht aufbringen muss. Wenn man zudem eine Woche mit schlechtem Wetter erwischt, dann kann darunter auch die Segellaune leiden. Eine weitere Krux beim Wochenkurs besteht darin, dass man zwar schnell das Bodenseeschifferpatent in den Händen hält, jedoch in der restlichen Segelsaison nur noch selten segelt, entweder aus Gemütlichkeit oder weil eventuell noch notwendige Arbeitsstunden zum Ausleihen eines Clubbootes fehlen. So kann sich das Erlernte leider allzu schnell wieder verflüchtigen. Im Allgemeinen sitzen die Handgriffe bei einem Wochenkurs lange nicht so gut wie bei wöchentlichen Segelstunden, wo schlichtweg öfter geübt wird.
Ich habe mich für den wöchentlichen Kurs entschieden, obwohl mir einige der obigen Überlegungen zum damaligen Zeitpunkt noch gar nicht so bewusst waren. Letztendlich habe ich aber meine Wahl nicht bereut.

Für den Anfänger stellt sich zu Beginn die Frage nach der passenden, persönlichen Ausrüstung. Für die warme Jahreszeit sind leichte Bootsschuhe zu empfehlen, die bei Feuchtigkeit schnell trocknen. Anfänglich kommt man auch mit festen Schuhen mit heller und abriebfester Sohle zurecht. Regen feste Kleidung sollte bei jeder Segelstunde mit dabei sein. Das Wetter auf dem Bodensee ändert sich mitunter schneller als dies diverse Wetterapps oder Webseiten einem weismachen wollen. Hier schwört jeder Segler auf eine andere App. Meiner Erfahrung nach waren die Vorhersagen von Windfinder recht zuverlässig. Das Schweizer Wetterradar (MeteoSearch) prognostiziert die Regenwolken sehr zufriedenstellend.

Bevor es das erste Mal auf den See geht, sollten die Knoten und die aus dem Theorieunterricht bekannten Vorfahrtsregeln nochmals verinnerlicht werden:
Während der Motorbootausbildung wurden die Knoten zwar gelernt und regelmäßig geübt, zur Anwendung kamen sie aber höchstens beim Festmachen des Bootes. Spätestens zur Segelausbildung ändert sich das. Der Achterknoten ist zum Beispiel für die Fockschotenden notwendig, damit diese nicht durch die Öse der Leitschiene gezogen werden können. Mit dem Kreuzknoten werden unter anderem die Festmacherleinen am Steg verzurrt, die Klampe wird mit der Mooring oder der Fall belegt und der Palstek stellt das Patentrezept schlechthin dar.
In den Sommermonaten tummeln sich viele Boote auf dem Bodensee. Die Vorfahrtsregeln unter Motor und unter Segeln sollten präsent sein, um brenzlige Situationen auf See von vorne herein zu vermeiden.

Der Lehrinhalt der Segelstunden richtet sich stark nach den Prüfungsinhalten aus und umfasst:

  • Manöver (Wende, Halse, Person über Bord, Kursfahren, Manöverkreis) mit klarer Kommandosprache
  • Ein- und Ausfahren in bzw. aus Häfen
  • Allgemeine Schiffsführung

Bevor es losgeht, muss das Boot erst noch klar gemacht werden. Dies beinhaltet einige Vorbereitungen wie das Entfernen der Persenning oder das Anschlagen des Vorsegels. Das Hauptsegel ist während der Hauptsaison normalerweise bereits angeschlagen.

Eines der ersten Manöver wird das Beiliegen bzw. Beidrehen sein, das der Lehrer den Schülern zeigt. Dabei wird das Boot so in den Wind gedreht, dass das Vorsegel bei Gegenruder back steht und das Boot quasi keine Fahrt mehr hat. Dieses Manöver ist für den Fall notwendig, dass der Lehrer unerwartet über Bord geht (meist bei höheren Windstärken) und die Schüler noch kein Mann-über-Bord-Manöver beherrschen, um diesen mit dem Boot wieder zu erreichen.

Die Dauer der Segelprüfung richtet sich nach dem allgemeinen Fortschritt der Segelmannschaft. Hat der Segellehrer den Eindruck, dass die Manöver sicher beherrscht werden und die Mannschaft segelreif ist, wird er nach Absprache die Prüfung organisieren.

Im nächsten Artikel geht es um die letzte Hürde, bevor man das Bodenseeschifferpatent in den Händen halten darf, die Segelprüfung.