Das Bodenseeschifferpatent und die Motorbootpraxis

Wenn die Theorieprüfung geschafft ist, kann man sich voll und ganz auf die Praxisausbildung mit dem Motorboot konzentrieren. Das Motorboot meines Segelclubs ist eine Barro RTB. Mit seiner Leichtmetallbauweise ist es ein ideales Arbeitsboot und ist deshalb auch bei Feuerwehren, DLRG oder Wasserwacht verbreitet.

In der Motorbootausbildung müssen neben der allgemeinen Führung des Bootes vor allem die folgenden Manöver beherrscht werden können:

  • Anlegen am Steg von back- bzw. steuerbord
  • Ablegen vom Steg durch Eindampfen
  • Wenden auf engem Raum
  • “Boje/Mann über Bord” Manöver

Die eigentliche Steuerung des Motorboots sollte keine große Herausforderung darstellen. Es sind die folgenden Punkte zu beachten:

  • Wenn das Boot keinen Vortrieb durch den Motor hat, dann lässt es sich auch kaum mehr lenken. Dies bedeutet, dass das Boot z.B. beim Anlegen an den Steg auf richtigem Kurs sein muss, bevor ausgekuppelt wird.
  • Beim Schalten vom Vorwärts- in den Rückwärtsgang oder umgekehrt sollte kurz im ausgekuppelten Zustand verweilt werden, um das Getriebe nicht unnötig zu beanspruchen.
  • Je nach Motortyp muss beim Rückwärtsfahren der Radeffekt des Motors berücksichtigt werden. Beim Barro RTB spielt er keine Rolle, da das Boot einen Außenborder und keine starre Antriebswelle hat.
  • Als Motorbootfahrer muss man (fast) allen anderen Wassersportlern die Vorfahrt gewähren.
  • Der Quickstop für den Außenborder sollte wenn möglich immer angelegt sein, vor allem bei Anfängern.
  • Mit der richtigen Neigung des Außenborders, die meist über den Schalthebel eingestellt werden kann, spart man Benzin und schont die Umwelt.
  • Im April, wenn üblicherweise die ersten Übungsstunden für das Motorboot beginnen, kann es noch recht kalt sein. Man kühlt auf dem Boot vor allem durch den metallen Rumpf und der noch kalten Wassertemperatur sehr schnell aus. Auf entsprechend warme Kleidung und vor allem angebrachtes Schuhwerk mit rutschfester und heller Sohle ist zu achten.
  • Die Wasserwellen haben (deutlich) mehr Einfluss auf das Treibverhalten des Bootes bei ausgekuppeltem Motor als der Wind.
  • Auch wenn es nicht in der Motorbootprüfung abgefragt wird, sollte man dennoch in Vorbereitung auf das Segeln vorab lernen, wie man Tauwerk einfach und effizient aufschießt. Dies wird zum Beispiel in diesem Video sehr einleuchtend gezeigt.
  • Den laufenden Motor und am besten auch nicht den ausgekuppelten Motor zur im Wasser befindlichen Boje drehen

Knoten

Zum Motorbootunterricht gehört neben dem praktischen Führen des Boots das Erlernen der Seemannsknoten. Zur Prüfung muss jeder Schüler die folgenden Knoten beherrschen. Entsprechend werden diese auch ausgiebig während der Motorbootausbildung geübt:

  • Achtknoten
  • Belegen an einer Klampe
  • Doppelter Schotstek
  • Kreuzknoten
  • Palstek
  • Roringstek
  • Schotstek
  • Webleinstek

In der späteren Segelpraxis sind das Belegen der Klampe, der Palstek und der Webleinstek die drei wichtigsten Knoten, was nicht heißen soll, dass die anderen nicht gebraucht werden. Wenn die Segelschule keine Tampen stellt, ist es sinnvoll, sich welche zu besorgen, um die Knoten zu üben, bis man sie aus dem Effeff kann. Auf Youtube gibt es eine große Anzahl an Erklärungsvideos.

Für das Führen eines Motorboots ist die Praxis der Knoten nicht notwendig. Trotzdem ist deren Beherrschung ein wesentlicher Bestandteil der Prüfung. Wer keine ausreichenden Knotenkenntnisse hat, kann die Prüfung nicht bestehen.

Zusatzteil “Nautische Kenntnisse”

Wer später noch den Sportbootführerschein mit Geltungsbereich Seeschifffahrtsstraßen (SBF-See) machen will, der sollte sich noch unbedingt in den nautischen Kenntnissen schulen lassen. Die Inhalte des Zusatzteils “Nautische Kenntnisse” sind:

  • Kreuzpeilung
  • Kurs fahren
  • Umgang mit der Seekarte
  • Erklären der wichtigsten nautischen Begriffe.

Dieser Zusatzteil ist mit relative wenig Aufwand zu schaffen. Er wird im Anschluss an die normale Praxisprüfung zum Bodenseeschifferpatent geprüft. Wenn dieser bestanden wird, erhält man eine Bestätigung, mit der die praktische Prüfung zum SBF-See erlassen wird. Dies ist eine erhebliche Erleichterung. Der Zusatzteil ist für das Bestehen des Bodenseeschifferpatents selbst nicht von Bedeutung.

Im nächsten Artikel werde ich die Motorbootprüfung näher beleuchten.