Meine drei besten Whiskies 2019

Es ist schon einige Zeit ins Land gegangen im Jahre 2020 und deshalb bereits längst überfällig, meine drei besten Whiskies von 2019 zu küren. Auch letztes Jahr gab es einiges zu verkosten, so dass die Reihe der Kandidaten entsprechend lang war.

Da ich bekanntlich ein Freund des Irischen Whiskeys bin, kommt der erste des Siegertrios auch von der Grünen Insel. Es handelt sich um den 12-jährigen Yellow Spot aus der Middleton Brennerei.

Yellow Spot

Wie es bei Irischen Whiskeys üblich ist, ist auch der Yellow Spot kein Single Malt, sondern ein Single Pot Still Whiskey, da bei ihm neben gemälzter auch ungemälzte Gerste und andere Getreidesorten verwendet werden. Seinen Namen hat der Whiskey der besonderen Farbcodierung zuzuschreiben, die in den Lagerhäusern des Herstellers benutzt wird. Dort werden laut dessen Angaben die auserlesensten Fässer mit den besten geschmacklichen Charakteristika mit einem gelben Punkt versehen, aus denen der Yellow Spot zusammengemischt wird. Ob diese Geschichte den kreativen Ideen der Marketing-Abteilung entsprungen ist oder nicht lässt sich final nicht klären. Der Whiskey hat durch die Dreifachdestillation einen leichten Körper, wie man es von den Irischen Whiskeys kennt. Die anschließende Dreifachreifung in Ex-Bourbon- als auch in spanischen Sherry- und Malaga-Fässern verleiht ihm eine Süße nach Vanille und eine deutliche Fruchtigkeit, die sicherlich von den Sherry-Fässern stammt. Des Weiteren hat er eine Würzigkeit im Gaumen, die wohl von der europäischen Eiche herrührt. Der Yellow Spot ist ein rundum gelungener Whiskey, der auch in meinem Tasting bei den Gästen hervorragenden Anklang gefunden hat. Wenn es was zu bemängeln gibt, dann ist es der Preis von 55€-60€ (Stand 2020), der für einen 12-jährigen Blended Whiskey etwas hoch ist.

Der zweite Whisky meiner Auswahl ist der japanische Suntory Hibiki Harmony. Es handelt sich hierbei um einen Blend aus Malt und Grain Whisky, der keine Altersangabe hat.

Suntory Hibiki Harmony

Dies ist sicherlich der großen Nachfrage nach Japanischem Whisky von Hibiki in den letzten Jahren geschuldet. Den Verkauf seines 17-Jährigen Bruders, der aus dem Film Lost in Translation mit Bill Murray bekannt ist, musste die Brennerei einstellen, weil es nicht genügend alte Bestände gab. Schon an der Flasche lässt sich an den 24 Facetten in Anlehnung an die Ekliptik des Mondkalenders die Liebe zum Detail erkennen. In der Nase kann man die hervorragende Blend-Kunst der Japaner vernehmen. Der Hibiki besticht durch eine leicht Fruchtigkeit, die eine Reifung in Sherry-Fässern erahnen lässt, gepaart mit Orangenduft, der mich an den Nikka Coffey Malt erinnert, und Noten von Lakritze. Der Nase nach könnte der Hibiki mit seiner Leichtigkeit auch für einen Irischen Whiskey gehalten werden. Am Gaumen ist dann wieder die Orange und eine intensive Honigsüße zu erschmecken. Im Abgang macht sich die Würzigkeit des Eichenfasses bemerkbar, jedoch nicht, wie man sie von anderen Whiskies gewohnt ist. Dies scheint die berüchtigte Mizunara-Eiche zu sein, die ich noch nicht oft in Japanischen Whiskies vernommen habe. In Summe ist der Suntory Hibiki Harmoney für mich ein außergewöhnlich ausbalancierter Whisky, der trotz fehlender Altersangabe zu überzeugen weiß, und den ich jedem Freund des Wasser des Lebens wärmstens ans Herz legen kann.

In meiner Auswahl der drei besten Whiskies 2019 darf der Caol Ila Distillers Edition auf keinen Fall fehlen. Er stammt aus der gleichnamigen Caol Ila Destillerie von der Insel Islay.

Caol Ila Distillers Edition

Mir gefällt die 12-jährige Standardabfüllung von Caol Ila schon sehr gut, doch die Distillers Edition setzt dieser noch die Krone auf. Sie zeichnet sich, wie übrigens auch bei der Distillers Edition anderer Whisky-Marken wie z.B. Lagavulin, Cragganmore, Oban oder Talisker durch eine Nachreifung in Sherry-Fässern aus. Beim Caol Ila sind es Moscatel-Sherry-Fässer. Auf den ersten Blick erkennt man, dass der Whisky weit weniger dunkel im Glas erscheint, als man es vielleicht von anderen ungefärbten Whiskies mit Sherry-Reifung her kennt. In der Nase riecht man den typischen Torfcharakter des Feinbrands, der für mich mehr eine medizinische Ausprägung hat als ein Lagerfeueraroma. Dahinter gesellt sich die mittel bis starke Fruchtigkeit des Sherry. Auf der Zunge breiten sich diese Sherry-Aromen mit einer intensiven Süße aus. Der Abgang ist kräftig und mittellang, wobei ich mehr die Schokolade als die Bitterkeit der Eiche spüre. Dieser Whisky ist aus meiner Sicht rundum gelungen und sicherlich insgesamt einer meiner Favoriten bei den getorften Whiskies. Chapeau.